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Das bisschen Schreiben

Das bisschen Schreiben

... macht sich von allein, trällern die Bordgeister in Anlehnung an Johanna Koczian (woher sie diesen Song von anno dunnemals wohl kennen?). Die etwas träge Melodie ist genau das Richtige für die Bootsoma. „Das bisschen Schreiben ist doch nicht so schwer“, möchte sie gleich mitsummen. Aber da fällt ihr siedend heiß ein Hashtag ein: #52in23. Der Gedanke daran lässt sie verstummen. Noch am Anfang des Jahres hatte sie die besten Vorsätze: Jede Woche etwas bloggen, ein ganzes Jahr lang, also 52 Beiträge im Jahr 2023 – das kann doch wirklich nicht schwer sein. Wer gelegentlich im Bootsoma-Blog vorbeigeschaut hat, weiß, was aus den guten Vorsätzen geworden ist. Sagen wir so: weniger als geplant. #zeitzuschreiben Zum Glück hat die Bootsoma einen neuen Hashtag entdeckt. #zeitzuschreiben2023 gehört zu einer Blogparade, ins Leben gerufen von Meike Blatzheim: Blogparade 2023. Endlich Zeit zu schreiben! Zu diesem Thema trägt die Bootsoma gerne etwas bei. Schreiben als Beruf Ginge es der Bootsoma um ihre Arbeit als Lektorin, Buchcoach und Sachbuchautorin, könnte sie professionell und völlig gelassen antworten: Das ist eine Frage des Managements und der Organisation. Mit einem eindeutigen Auftrag, einem durchdachten Konzept und einem klaren Ziel vor Augen (der Text wird am Tag x fertig!) ist das Schreiben kein Problem. Oder wenigstens fast kein Problem. Disziplin kann nicht schaden, eine drohende Deadline verleiht mitunter Schreibflügel. Was ebenfalls hilft: der Abschied vom Perfektionismus. Bitte nicht falsch verstehen: Als Textprofi ist der Bootsoma das bestmögliche Ergebnis sehr wichtig. Aber sie hat in vielen Schreibjahren gelernt, dass übertriebener Perfektionismus jeden Schreibschwung ausbremst. Besser fährt sie mit dem Ansatz: Es macht überhaupt nichts, wenn ich zunächst einmal den allerschlechtesten Text der Welt schreibe. Denn jeder Text durchläuft viele Bearbeitungsstufen (als Lektorin kennt sie sich aus), bis er am Ende so gut wird, wie es in der jeweiligen Situation möglich ist. Schreiben als Berufung An Bord herrschen andere Schreibsitten. Die Bootsoma hat die Klagen ihrer Bordgeister im Ohr, ihr Drängen: Wo bleibt das nächste Buch? An Bord herrscht Freiheit. Keine Deadline, keine exakten Pläne. Stattdessen: ein Ziel am Horizont und das tiefe Bedürfnis zu schreiben. Viele Fäden sind mit an Bord (Schreibfäden hat die Bootsoma im Sinn, während Seemänner den Faden als alte Maßeinheit für Tiefenangaben kennen), und das ist gut so. Fäden lassen sich aneinanderreihen, sortieren, verknüpfen, auflösen, verwirren und entwirren – manchmal mit Freude, manchmal mit Wehmut. Mal fügen sich die Erzählfäden leicht zusammen, mal haben sich Knoten gebildet, die sich nur schlecht auflösen lassen. Oft zweifelt die Bootsoma, ob sie überhaupt Geschichten erzählen kann. Aber dann kommt die Berufung ins Spiel. Berufung, das ist laut DWDS in erster Linie das „ Angebot zur Übernahme eines hohen, verantwortungsvollen Amtes “, passt also zunächst einmal gar nicht zur Bootsoma. Berufung ist aber auch eine „vorgezeichnete Bestimmung, Lebensaufgabe“. Das fasziniert sie. Abenteuer Leben, Abenteuer Schreiben. Die beste Schreibzeit Aber wo bleibt die Zeit? Wird sie kommen oder muss sie sie nehmen? Die Bootsoma probiert es jeden Tag aufs Neue aus, Ergebnis ungewiss. Solange neue Horizonte locken, wird sie Routen finden.

Der Maschenfloh

Der Maschenfloh

#52in23 Woche x* der Schreibchallenge im Jahr 2023. Na gut, das Zählen haut nicht so ganz hin. Dabei ist die Bootsoma noch heute stolz auf ihr sehr gutes Mathe-Abi. Liegt wohl zu lange zurück. Mit dem löchrigen Schweizer Käse wollte sie heute schon wieder anfangen. Wir drei konnten ihr das gerade noch ausreden. Hier schreiben endgültig wir, sonst wird das überhaupt nix mehr mit ihr. Auf geht's! Die drei Bordgeister Bevor wir zum Maschenfloh kommen, muss noch eine Sache geklärt werden: Wer ist WIR? Noch nie konnte eine Frage so leicht beantwortet werden. Bitte sehr: Wir, das sind Wassernixe Ela, Schäfchen Wolke und Bordhund Snoopy. Floh-Streit Wolke hüpft ungeduldig auf und ab. „ Was ist denn jetzt mit dem Maschenfloh? Snoopy, das müsstest du doch wissen. Hunde haben doch immer Flöhe! “ Kein guter Anfang für ein klärendes Gespräch, wie du jetzt wüsstest, wenn du Snoopy sehen und hören konntest. Selbst Ela zuckt zusammen, und sie neckt die anderen auch gerne mal. Aber so kennt sie Snoopy sonst nicht: Er knurrt mit gesträubtem Fell. Und knurrt. Und knurrt immer weiter. Wolke hüpft schon längst nicht mehr. Er duckt sich hinter Ela und macht sich noch kleiner, als er sowieso schon ist. Aber das hilft auch nichts. „Snoopy“, sagt er, aber über Snoopys Knurren ist Wolkes zittrige Stimme nicht zu hören. Wolke macht sich wieder ganz klein hinter Ela, räuspert sich, steckt vorsichtig seinen Kopf heraus und sagt: „Snoopy.“ Das klingt schon besser, findet er, und das macht ihn mutig. „Snoopy!!!“ Das Wunder geschieht: Snoopy hört auf zu knurren. Er hat Wolkes Ausrufezeichen gehört. „Snoopy, ich hab's doch nicht so gemeint. Es tut mir so leid. Kannst du mir noch mal verzeihen? Ich ärgere dich heute ganz bestimmt nicht mehr.“ Ela drückt Wolkes Vorderbein. „Das war knapp“, flüstert sie ihm zu. Laut sagt sie: „Niemand hier an Bord hat Flöhe, ich glaube, die mögen kein Salzwasser.“ Welche Flöhe? „Flöhe?“ Ausgerechnet jetzt kommt der Bootsopa vorbei. Die drei gucken sich an, sie wissen, wie penibel der Bootsopa ist und wie wenig er Blutsauger mag. Und schon gar nicht mit ihm zusammen auf einem Boot. „Hier handelt es sich eindeutig um einen Maschenfloh.“ Snoopy hat kaum den Satz beendet, als der Bootsopa kurz vor dem Explodieren ist. Ela und Wolke kennen die Anzeichen. Aber jetzt wächst Snoopy über sich hinaus. Er sieht plötzlich aus wie ein strenger Lehrer, der seine Klasse mit strengem und wichtigem Blick mustert. „Ihr wisst doch, dass die Bootsoma immer so komische Wörter verwendet. Habt ihr schon wieder vergessen, was sie uns neulich über den Maschenfloh erzählt hat?“ „Floh ist Floh, und Flöhe brauche ich nicht,“ murmelt der Bootsopa vor sich hin und geht weiter, um sich bei der Bootsoma über blinde Krabbel-Passagiere zu beschweren. Deshalb sieht er nicht mehr, wie sich Wolke und Ela an den Kopf fassen und Wolke ein bisschen verlegen sagt: „Ach, das meinst du, ich erinnere mich.“ „Ja“, sagt Ela, „jetzt fällt es mir auch wieder ein. Aber erklär doch noch mal, was die Bootsoma über Maschenflöhe erzählt hat.“ Ins Netz gegangen Snoopy ist wieder ganz der Alte: lieb und nett wie meistens. Und immer noch in der Lehrer-Rolle. „Das Wichtigste ist, dass ein Maschenfloh kein Tier ist und kein Geist.“ „Ich weiß, ich weiß.“ Wolke hüpft sein Freude-Hüpfen. Das sieht sehr komisch aus, weil dauernd alle vier Beinen gleichzeitig in der Luft schweben. „Hat die Bootsoma das Wort vielleicht selbst erfunden?“, überlegt Ela. „Das weiß ich nicht“, sagt Snoopy. „Ist aber gar nicht wichtig. Merken müsst ihr euch nur eins: Ein Maschenfloh ist ein Mensch. Schreibt euch das hinter die Ohren!“ Wolke würde am liebsten eins von Snoopys Ohren hochheben und nachsehen, ob da etwas geschrieben ist, aber Ela sieht ihn warnend an. „Ein Maschenfloh ist ein Mensch“, trällert sie vor sich hin. Lehrer Snoopy sagt: „Ein Maschenfloh ist klein und manchmal auch ein bisschen frech.“ „So wie wir?“ Wolke hüpft schon längst nicht mehr. Da müssen Snoopy und Ela ein bisschen lachen, und Ela sagt: „Wir sind doch nicht frech, wir sind liebenswert.“ „Genau wie Maschenflöhe“, gibt Snoopy zu. „Also noch mal für alle: “Maschenflöhe sind Leute, die sich immer wieder aus der Schlinge ziehen. So ähnlich wie Fische, die sich aus dem Netz retten.“ Dass gerettete Fische eine gute Sache sind, darüber sind sich die drei Bordgeister sehr einig. Und das kommt selten vor. * entspricht KW 36

A, B, C, die Bootsoma fährt zur See

A, B, C, die Bootsoma fährt zur See

#52in23 Woche 24 der Schreibchallenge im Jahr 2023. Zwei Dinge dürften inzwischen sonnenklar geworden sein. Zum einen: Die Bootsoma-Challenge wird immer löchriger. Ein Schweizer Käse ist nichts degegen, die Zahl der Löcher reicht locker für ein Einkaufsnetz. Aaaaber das Jahr 2023 ist nicht vorbei. Lassen wir uns überraschen, wie das Flickwerk an Silvester aussehen wird! Zum andern: Die Bootsoma ist ziemlich kindisch. Oder kindlich? Kürzlich hatte sie das Vergnügen, einem ihrer Lesekinder den Unterschied erklären zu dürfen. Ob sie's selbt verstanden hat? Kindlich: in der Art eines Kindes. Kindisch: unreif, albern. Letzteres beschreibt die Bootsoma sehr genau. Sagen die Bordgeister und haben für die Bootsoma gereimt – frei nach dem Motto: Cat Content geht immer. Ihr kennt das Kinderlied: »1. A, B, C, die Katze lief im Schnee. Und als sie wieder herauskam, da hatte sie weiße Stiefel an. Ojemine! Ojemine! Die Katze lief im Schnee.
2. A, B, C, die Katze lief zur Höh! Sie leckte ihr kaltes Pfötchen rein Und putzte sich auch die Stiefelein. Und ging nicht mehr und ging nicht mehr, Ging nicht mehr in den Schnee.« Und das machten die Bordgeister daraus: 24. A, B, C auf See A, B, C Die Bootsoma fuhr zur See. Und als sie wieder nach Hause kam, da hatte sie 3 Bordgeister im Arm. Ojemine, ojemine! Die Bootsoma fuhr zur See. D, E, F Die Bootsoma braucht mal ein Reff. Aber Ruhe gibt’s nur nach dem Sturm und ganz sicher auf dem Leuchtturm. Ojemineff, ojemineff! Die Bootsoma braucht mal ein Reff. G, H, I Oh ja, die Bootsoma liebt sie, die drei Bordgeister, die sie rief, aus einer Sehnsucht so tief. Ojeminni, ojemini! Oh ja, die Bootsoma liebt sie. J, K, L Die Bootsoma schaukelt im Schwell und mit ihr das ganze Schiff. Von Weitem winkt ein Riff. Ojeminell, ojeminell! Die Bootsoma schaukelt im Schwell. M, N, O Die Bootsoma ist froh. Der Meer-Genuss bleibt sogar, wenn der Anker mal treibt. Ojemino, ojemino! Die Bootsoma ist froh. P, Q, R Die Bootsoma reimt besser. Sagt sie und wird ausgelacht von all den Lieben auf ihrer Jacht. Ojeminer, ojeminer! Die Bootsoma reimt besser. S, T, U Die Bootsoma lernt immer dazu. Missgeschicke passieren auf einem Boot, aber am Ende kommt alles ins Lot. Ojeminu, ojeminu! Die Bootsoma lernt immer dazu. V, W, X Die Bootsoma liebt den Mix. Leben an Land, Leben auf dem Meer und Bordgeister, was braucht sie mehr. Ojeminix, ojeminix! Die Bootsoma liebt den Mix. Y, Z Mit der Bootsoma ist es nett. Das zählt auf schwankenden Planken, um die sich viele Geschichten ranken. Ojeminett, ojeminett! Mit der Bootsoma ist es nett.

Oma strickt. Piratengeschichten

Oma strickt. Piratengeschichten

„Endlich macht sie das, was eine Oma machen soll: Sie strickt", sagt Bordhund Snoopy zufrieden. „Was strickt sie denn?", fragt Schäfchen Wolke und guckt mit großen Augen herum. „Bestimmt was für mich", behauptet Wassernixe Ela. „Wozu brauchst du denn Socken?" Snoopy grinst Ela frech an. Aber die ist mit den Gedanken ganz woanders. „Was macht eine Oma eigentlich?", fragt sie und legt nachdenklich den Finger an den Mund. „Ist doch klar: Sie backt leckeren Kuchen." Wolke leckt sich die Lippen. „Ähm, wann hat unsere Oma das letzte Mal einen Kuchen gebacken?", will Snoopy wissen. „Unsere Oma ist eine Bootsoma", erinnert ihn Ela. „Oma ist Oma. Wo bleibt mein Kuchen?" Wolke möchte wirklich gerne Kuchen essen. „Sie hat den Backofen rausgeschmissen, weil der ihre Backversuche immer mit schwarzen Krusten verziert hat." Ela grinst. „Okay, fassen wir zusammen", sagt Snoopy. „Unsere Oma macht sich nicht viel aus Backen. Aus Kochen auch nicht." „Was macht sie denn sonst gerne?", will Wolke wissen. „Sie liest uns vor!", rufen Ela und Snoopy im Chor. „Stimmt. Und sie erzählt Geschichten und manchmal schreibt sie auch welche. Von Piraten und Schmugglern und Schildkröten. Und von uns Bordgeistern", ergänzt Wolke. „Erzählen kann sie auch beim Stricken, das gefällt mir." „Das, was sie strickt, ist trotzdem für mich", behauptet Ela plötzlich. „Nein, für mich!", ruft Wolke. „Für mich, ist doch klar!", ruft Snoopy noch lauter. Das ruft die Bootsoma aus ihrer Strickecke. Sie strahlt alle drei an und fragt: „Warum streitet ihr euch denn schon wieder? Ihr wisst doch, ich habe euch alle drei sehr, sehr lieb. Und deshalb stricke ich euch allen etwas." Damit ihr auch wisst, wofür Omas wirklich da sind: Sie bringen ihren Lieben gaanz viel rosarote-kuschelbunte Wunderwölkchen, die die Seele wärmen.

Der Strohhut

Der Strohhut

#52in23 Woche 15 der Schreibchallenge im Jahr 2023. Aufmerksamen Leserinnen, die bis 52 zählen können, ist nicht entgangen, dass meine Schreibchallenge einem löchrigen Käse ähnelt. Sei's drum, die Löcher werden gestopft. Dann, wenn die Zeit gekommen ist. So wie jetzt die Zeit gekommen ist, die Geschichte vom Mädchen mit dem Strohhut zu erzählen. 15. Das Mädchen mit dem Strohhut Das Mädchen stand am Rand der staubigen Straße. Sehnsüchtig folgte ihr Blick unserem Auto. Was würde ich darum geben, hätten wir damals angehalten, um mit ihr zu sprechen. Ein Mädchen mit Strohhut, wie langweilig, magst du denken, weil du aus einer Welt kommst, in der Strohhüte Teil des Alltags, Teil der Tradition, Teil der Erinnerung in der Kunst sind. Das Mädchen stand an der Straße in einer Region, in der Frauen und Mädchen Tücher auf dem Kopf tragen. Tücher als Schutz vor dem Staub, vor der Sonne, vor den Blicken der Fremden. Mut zum Hut. Woher nahm das Mädchen ihn, den Hut, den Mut, und was ist daraus geworden? Ihre Träume, die ich nicht kenne, verfolgen mich nach Jahrzehnten. Was ist aus ihr geworden? Hätten wir damals angehalten, wäre nichts anders gewesen. Ich gebe mich keinen Illusionen hin. Ich wünsche dir, Mädchen mit den Träumen, dass die Träume dich leiten durften zu einem Leben, das Grenzen zu überschreiten vermochte. Grenzen gibt es so viele, in unseren Köpfen, unseren Herzen, unseren Familien. Wenn du dir all die Jahre deine Neugier auf das, was dahinter liegt, bewahren konntest, bleibt die Hoffnung lebendig. Meine Hoffnung, dass wir ein selbstbestimmtes Leben führen dürfen. Ich finde dich wieder, Mädchen mit dem Strohhut an der staubigen Straße. Dann reiche ich dir die Hand und begleite dich ein Stück deines Weges.

Wie Tom die Katze rettet

Wie Tom die Katze rettet

#52in23 Woche 13 der Schreibchallenge im Jahr 2023. In der Theorie kommt mein neues Abenteuerbuch über Tom, Aygül und die Schildkröten gut voran. Die Praxis ist und bleibt holprig. Die Grundelemente schwirren in meinem Kopf herum, alle Teile müssen „nur noch“ zusammengefügt werden. Genau dafür gibt es unendlich viele Schreibrezepte. Rezepte sind nicht meine Stärke aber das Katzenretten hat was (worum es dabei geht, erfahrt ihr bei Christine Kämmer ). Toms Katzen sind Schildkröten, passt prima, alle mögen sie. Tom, wer ist das überhaupt? Hier erfahrt ihr über ihn, was nicht in die Bücher passt. 13. Sein Name ist Tom Tom ist ein12-jähriger Junge mit türkischem Vater und deutscher Mutter. Er lebt mit seinen Eltern in Deutschland, gemeinsam wollen sie die Sommerferien in der Türkei auf dem Segelboot eines mit den Eltern befreundeten Ehepaares verbringen. Dazu hat Tom überhaupt keine Lust – wenigstens war das so im ersten Band vor dem Abenteuer mit den Schmugglern. Jetzt ist die Ausgangslage ganz anders: Tom ist inzwischen 13 und mit der gleichaltrigen Aygül befreundet, deren Eltern ein großes Gulet-Schiff besitzen, das fast so cool wie ein Piratenschiff ist. Tom kann es kaum erwarten, seine nächsten Ferien an Bord zu verbringen. Warum Tom keinen türkischen Namen hat, habt ihr schon im ersten Band erfahren. Zur Erinnerung: Tom leitet sich ab von Tonton – ein Kosename, der Tom sehr peinlich ist . Toms richtiger Name ist Kerim. Tom spielt gerne Gameboy, aber Internet ist noch Zukunftsmusik für ihn, wir sind in den 1990er-Jahren. Tom mag die Songs von Rafet El Roman, besonders „Macera dolu Amerika“ (das bedeutet in etwa: Amerika ist voller Abenteuer). Tom wäre gerne woanders, er wäre gerne jemand anders. Aber einen entscheidenden Schritt ist er zu Beginn des zweiten Buchs schon weiter gekommen: Abenteuer gibt es auch für ihn, den deutsch-türkischen Tonton-Tom-Kerim. Abenteuer tun gut. Mit Toms Türkisch ist das so eine Sache. Sagen wir so: Seit er das Schildkrötenabenteuer zusammen mit Aygül und ihrem 25-jährigen Onkel Tayfun gemeistert hat, findet er Türkisch nicht mehr lästig, sondern ziemlich nützlich. Zur Freude seines Vaters versteht er jetzt dessen Muttersprache sehr gut und scheut sich nicht mehr, selbst Türkisch zu sprechen, auch wenn sein Türkisch nicht perfekt ist. Seit dem letzten Jahr ist er ein ganzes Stück gewachsen und er hat neuerdings immer Hunger. Am liebsten mag er alle Arten von Börek, gefüllte Teigtaschen. Natürlich hat er sein Herz für Schildkröten entdeckt. Erinnert ihr euch, was auf dem Zettel stand, den Aygül ihm am Ende des ersten Buchs zugesteckt hat? Er hat inzwischen ein paar Briefe von Aygül erhalten und ihr auch welche geschrieben. Aber falls ihr noch nie einen Brieffreund oder eine brieffreundin hattet, wisst ihr es vielleicht nicht: Eine Unterhaltung per Brief ist ... mühsam. Chats gab es natürlich noch nicht. Ein-, zweimal haben Tom und Aygül auch telefoniert, aber das war komisch. Ihr Gespräch bestand hauptsächlich aus: „Hallo? Hallo! Ich kann dich nicht hören. Hörst du mich?“ Auf diese Weise lassen sich keine Pläne zur Rettung von Schildkröten machen! Tom ist also gespannt. Er hat sich viele Gedanken gemacht über die verletzten Schildkröten, aber er weiß nicht genau, was Aygül vorhat und was sie gemeinsam erreichen können. Ehrlich gesagt bin ich selbst gespannt. Sicherheitshalber wird Tom wieder sein Notizbuch und einen Stift dabei haben. Das hat schon einmal sehr geholfen!

Jetzt wird's poetisch

Jetzt wird's poetisch

#52in23 Woche 12 der Schreibchallenge im Jahr 2023. Am Montag war Welttag der Poesie und ich durfte bei einem Poesieworkshop von Monika Stolina online dabei sein. Kein Wunder also, dass es auch hier jetzt poetisch zugeht. Mein Poesiealbum. 12. Die Elfchen sind los Weiß darf gehen Zeit für Farbe Was ist mit Rosa Neustart Blau immer dabei so weit wird das Herz der Horizont Hinaus Rot Gefahr Abenteuer ist es Liebe Irrgarten Leben in Aktion mutig Grün die Wiesen frisch im Frühling hoffen auf die Blüte Wandel Gelb trügerischer Schein warme Sonne Vorsicht gebranntes Kind scheut Feuer Trotzdem Grau keine Zeit und doch edel Sehnsucht nach mehr Ruhe Eleganz

Es war einmal ein Piratenboot

Es war einmal ein Piratenboot

#52in23 Woche 9 der Schreibchallenge im Jahr 2023 Ein bisschen gemogelt vielleicht, aber alles ist erlaubt – das ist das Schöne am Bloggen und an #52in23. Taucht mit ein in einen Bericht aus vergangenen Zeiten, als zwei kleine Piraten mit einem Elefant das Mittelmeer unsicher machten. 9. Stoßgebete im Sturm Zunächst fing alles ganz harmlos an. Einmal hatten Hakan und ich einen Törn ohne die Kinder unternommen, die für diese Zeit bei den Großeltern in Istanbul blieben. Diese Reise hatte uns noch weiter nach Westen geführt, vorbei an Finike und Myra, der Heimat des legendären Bischofs Nikolaus, nach Kekova. Wir waren verzaubert von dieser Gegend mit der vorgelagerten Insel und einer Unzahl von Buchten, von denen eine reizvoller als die andere war. Dazu ein kleiner Ort am Fuße einer mittelalterlichen Burgruine, zwar auf dem Festland gelegen, aber nur per Schiff zu erreichen, pittoreske Überreste lykischer Kultur, völlig wettergeschützte Ankerplätze und wunderschöne Badeplätze. Bei der Einfahrt in dieses Revier bekamen wir erst einmal einen gehörigen Schrecken. Eines der einheimischen hölzernen Motorboote nahm nämlich direkten Kurs auf uns, und selbst Hakan wollte einen Überfall neuzeitlicher Piraten nicht ganz ausschließen. Letztlich erwies sich der Besucher auch fast als Freibeuter der Meere. Zwar trachtete er uns nicht nach dem Leben, wohl aber nach unserem Geld, denn mit gehöriger Überredungskunst wollte er uns dazu verführen, abends in seinem Restaurant und nicht etwa in dem eines Konkurrenten einzukehren. Nicht nur die Männer der Region waren geschäftstüchtig im Vermarkten ihrer Idylle, die Frauen standen ihnen nicht nach. Als wir eine halbe Stunde später unsere obligatorische Ankerplatzsichtungsrunde drehten, entgingen wir nur knapp dem Zusammenstoß mit einem Ruderboot, dessen Insassinnen uns von Häkelkanten gesäumte Kopftücher anpriesen. Wir konnten ihnen nicht lange böse sein. Für Schiffsreisende ist Kekova ein Magnet, auf der Landseite ist die nächste Stadt weit entfernt, große Hotels fehlen, und so versucht man eben, wenigstens ein klitzekleines Stückchen vom Wohlstand der fremden Gäste einzuheimsen. Wir verbrachten drei Tage in einer kleinen, abseits gelegenen Bucht, in die sich nur unser flacher Elefant so weit hineinwagen konnte. Abends ruderten wir zum einzigen Restaurant in der Nähe und leisteten uns den Luxus eines Abendessens ohne Kinder. Das hieß ein Essen ohne Sorge um verschüttete Gläser oder zerbrochene Teller und vor allem ohne bohrende Kinderfragen, die zu beantworten unseren Wissenshorizont meistens überschritt. Das junge Mädchen, das uns das Essen brachte, freute sich, dass sie sich mit Hakan in ihrer Muttersprache unterhalten konnte. Sie lauschte begierig seinen Berichten aus einer Welt, die außerhalb ihrer Vorstellung lag. Außer dem Restaurant kannte sie nur das eine halbe Motorbootstunde entfernte Myra, in dem ihre Familie in den Wintermonaten wohnte. Man merkte ihr den Stolz darüber an, dass wir ihr so viel Aufmerksamkeit schenkten. Sonst war sie nur gewohnt, herumgescheucht zu werden. Bei unserer Abreise schenkte sie mir ein Tuch mit selbst gehäkelter Muschelkante. Zu den romantischen Buchten um Kekova wollten wir nun auch mit den Kindern fahren, um ihnen endlich die Orte zu zeigen, von denen wir so schwärmten. Wir kamen nie an.

Versuch und Irrtum

Versuch und Irrtum

#52in23 Woche 8 der Schreibchallenge im Jahr 2023 Dieser Blogbeitrag fängt gut an, er macht seiner Überschrift alle Ehre. Das Bild zum Beitrag hochzuladen, ergibt nämlich auch nach wiederholten Versuch nichts als eine Fehlermeldung. Ein Platzhalter füllt deshalb die Lücke. 8. Die miserabelste Geschichte der Welt Jede Woche nimmt Bea neuen Anlauf, Woche für Woche greift sie zu Stift und Notizbuch. Ihr Ziel: Sie möchte die perfekte Geschichte schreiben, mindestens aber eine berühmte Schriftstellerin werden. Leider geht immer etwas schief bei diesem genialen Plan. Bea weiß, dass sie ihre Geschichten überarbeiten muss. Lektorat heißt so etwas meistens, Bea vertraut stattdessen ihrer inneren Kritikerin. Kennt ihr eine Bestsellerautorin mit dem Vornamen Bea? Eben. Etwas läuft schief bei Beas löblichem Vorhaben. Sehen wir ihr doch einmal beim Schreiben über die Schulter. Zunächst legt Bea ihr Arbeitszeug bereit. Der Stift, den sie in die rechte Hand nimmt, liegt schon auf dem Tisch, an den sie sich gesetzt hat. Es ist ein ganz gewöhnlicher Tisch, rechteckig, mit einer abgenutzten Platte, von der niemand sagen kann, ob sie aus Holz oder aus Kunststoff ist. Der Stuhl, auf dem sie sitzt, ist mindestens genauso alt und womöglich noch weniger bemerkenswert. Ein Stuhl wie jeder andere, nicht sonderlich bequem aussehend und deshalb perfekt zum Schreiben. Wer auf einem solchen Stuhl sitzt, konzentriert sich auf seine Arbeit und verschwendet keine Gedanken ans Prokrastinieren. Der gelbe Stift ist ein Bleistift mit weicher Mine, gut angespitzt und offenbar sorgfältig ausgesucht und gepflegt. Auf seinem Ende sitzt ein kleiner roter Radiergummi – ein aus der Zeit gefallener Gegenstand. Aber dann nimmt Bea langsam und sorgfältig ein Notizbuch aus der Schublade unter der Tischplatte. Das Notizbuch hat einen festen Einband, was deutlich zu sehen ist, als Bea es auf der Seite öffnet, die durch das eingelegte Bändchen markiert ist. Den Einband zieren Blumen und Blümchen. Bunte Blumen, farbenfroh und fröhlich. Beas innere Kritikerin weiß, dass das Schreibzeug perfekt ist. Bea schreibt sofort drauflos. Auf dem Stift mit dem Radiergummi-Ende macht Herumkauen so wenig Spaß wie das Herumlümmeln auf dem harten Stuhl. Also geht es offenbar direkt zur Sache. Bea schreibt Wort für Wort, Satz für Satz, Zeile für Zeile. Worüber, das weiß nur sie. Das Schreiben geht etwa zehn Minuten lang reibungslos weiter. Dann zuckt sie zusammen, liest den zuletzt geschriebenen Satz noch einmal, den Satz davor, alle Zeilen. Was ist passiert? Wir wissen es nicht. Zu befürchten ist, dass die innere Kritikerin aus ihrem Dämmerschlaf erwacht ist und angefangen hat, Bea eine Standpauke zu halten. Das traurige Ergebnis: Die Welt wartet weiter auf die perfekte Geschichte.

Bordleben mit KI

Bordleben mit KI

#52in23 Woche 7 der Schreibchallenge im Jahr 2023 Die Bootsoma von heute lässt schreiben. Liegt ja auch nahe bei den vielen Möglichkeiten, die KI (künstliche Intelligenz) bzw. AI (Artificial Intelligence) bieten. Das Schreiben mit KI liegt gerade in aller Munde oder genauer: auf jeder Tastatur. Die Bootsoma hat getestet, was ChatGPT zum Thema „Wer lebt auf einem Segelboot?“ zu sagen hat. Was die künstliche Intelligenz zum Bordleben ausspuckt, ist nicht verkehrt. Aber da fehlt etwas, die Würze, der Klang der Bordgeister. Die haben sicherheitshalber ein paar unverzichtbare Fakten ergänzt. Hört ihr die Ela, Snoopy und Wolke kichern? 7. KI an Bord Es gibt viele Menschen auf der Welt, die auf einem Segelboot leben. *Bordgeister* // Von uns hat die KI ganz offensichtlich noch nie etwas gehört. Unerhört! // Einige leben auf Segelbooten als Teil ihres Jobs, wie zum Beispiel Segellehrer, Charterkapitäne oder professionelle Segler. Andere entscheiden sich dafür, ihr Leben auf einem Segelboot zu verbringen, um frei und unabhängig zu sein, die Welt zu bereisen und die Natur zu genießen. *Bordgeister* // Uns geht es ums nackte Überleben. Wo sonst sollten wir leben, wer würde uns aufnehmen und ein Zuhause geben? // Es gibt auch viele Rentner, die sich dafür entscheiden, auf einem Segelboot zu leben, um ihren Lebensabend in der Sonne und am Meer zu verbringen. *Bordgeister* // So what? Zur Ruhe setzen kann man sich nicht auf einem Boot, da gibt es immer was zu tun. Die KI darf uns gerne mal besuchen kommen. // Insgesamt ist das Leben auf einem Segelboot eine lebensverändernde Erfahrung und eine Möglichkeit, der Hektik des Alltags zu entfliehen und das Leben auf eine neue Art und Weise zu genießen. *Bordgeister* // Lebensverändernde Erfahrung stimmt. Wer die Hektik des Alltags mit der Hektik im Sturm tauschen möchte, ist an Bord am richtigen Platz. // Wie lebt es sich auf einem Segelboot? *Bordgeister* // Die Frage hatten wir doch schon! // Das Leben auf einem Segelboot kann eine einzigartige und lohnende Erfahrung sein, aber es erfordert auch eine Anpassung an eine neue Umgebung und einen anderen Lebensstil. *Bordgeister* // Was für eine Überraschung. Gähn. // Hier sind einige Dinge, die man berücksichtigen sollte: *Bordgeister* // Wenn ihr wirklich wissen wollt, wie es an Bord zugeht, dann guckt in das Tagebuch aus der Bucht . // Platz: Ein Segelboot ist in der Regel nicht sehr geräumig, was bedeutet, dass man seinen Platz sorgfältig nutzen und organisieren muss. Jeder an Bord muss sich bewusst sein, dass es begrenzten Platz gibt und es notwendig sein wird, Kompromisse zu machen. *Bordgeister* // Davon können wir ein Lied singen. // Wasserversorgung: Auf einem Segelboot ist die Wasserversorgung begrenzt, so dass man sparsam damit umgehen muss. Dies bedeutet, dass man sich oft auf das Wesentliche beschränken muss, wie zum Beispiel kurze Duschen und begrenztes Spülen von Geschirr. *Bordgeister* // Ein eindeutiger Pluspunkt! // Energieversorgung: Auf einem Segelboot muss man seine Energie sorgfältig managen. Dies kann bedeuten, dass man Solarzellen oder Windgeneratoren installiert, um genügend Energie für die grundlegenden Bedürfnisse wie Beleuchtung, Kühlung und Navigation zu haben. *Bordgeister* // Energie sparen wir gerne. Für Arbeiten, die viel Energie benötigen, gibt's ja Bootsoma und Bootsopa. // Wetterabhängigkeit: Das Leben auf einem Segelboot ist stark vom Wetter abhängig. Es ist wichtig, das Wetter vorherzusagen, um sicherzustellen, dass man sich in sicheren Gewässern befindet. Man muss auch lernen, sich auf unvorhersehbare Wetterbedingungen vorzubereiten und schnell reagieren zu können. *Bordgeister* // Wir sagen nur: Schaukeln macht Spaß. // Gemeinschaft: Das Leben auf einem Segelboot erfordert Zusammenarbeit und eine enge Gemeinschaft. Jeder an Bord hat eine Rolle und Aufgaben zu erfüllen, um das Boot sicher und effektiv zu betreiben. Es ist wichtig, sich aufeinander zu verlassen und eine gute Kommunikation aufrechtzuerhalten. *Bordgeister* // Die Bootsoma behauptet, daran müssten wir noch arbeiten. Verstehen wir gar nicht. // Insgesamt kann das Leben auf einem Segelboot eine aufregende und lohnende Erfahrung sein. *Bordgeister* // Endlich hat die KI einen wahren Satz ausgespuckt. Wir schließen uns ihrem Urteil in diesem Punkt vollumfänglich an.//

Der Sound der Bordgeister

Der Sound der Bordgeister

#52in23 Woche 6 der Schreibchallenge im Jahr 20223 „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, diesen Song von Reinhard Mey kennt ja wohl jeder. Auf jeden Fall kennt ihn die Bootsoma, was keine Kunst ist, denn sie ist sogar noch älter als der Song. „Boomer aus dem vorigen Jahrtausend“, schimpfen die Bordgeister. Dabei sind sie es, die uralt sind. Oder doch sehr jung? 6. Der Bordgeister-Rap Über den Wolken, das ist Quatsch, unter den Wolken startet unser Leben. In Freiheit. In Schwerelosigkeit. Auf dem Wasser, im Wasser, unter Wasser, da sind wir frei,
um zu schweben. Immer dem Horizont entgegen. Frei. Neugierig. Auf der Suche. An der Grenze des Horizonts beginnt das Abenteuer. Über den Wolken, das ist Quatsch, unter den Wolken startet unser Leben. Die Wellen sind unser Revier, das Wasser magisches Elixier. Der Wind mag heulen, die Wellen zeigen den Weg. Die Sterne in der Nacht. Das Wasser bleibt Magnet. Zieht uns, bindet uns, lässt uns los. Über den Wolken, das ist Quatsch, unter den Wolken startet unser Leben. Schwerelos schwebend. Copyright Wassernixe Ela, Bordhund Snoopy und Schäfchen Wolke.

Steine am Weg

Steine am Weg

#52in23 Woche 5 der Schreibchallenge im Jahr 2023. Aus Steinen aufgehäufte kleine Pyramiden, auch Steinmännchen oder Steinmandl genannt, werden seit ewigen Zeiten als Wegweiser genutzt. Leuchttürmen für Landratten gleichen sie, während Steine bei Seglerinnen keinen guten Ruf haben, keinen Stein im Brett. Versteht sich für die Bootsoma von selbst. Steinpyramiden gelten auch als Symbol für Balance und innere Ausgewogenheit. Wie es dazu kommen konnte, müsste Sabine aus der Minigeschichte unten erst noch jemand erklären. 5. Steinreich Sabine ist schon einige Jahrzehnte auf der Welt und diese Jahrzehnte haben sie steinreich gemacht. Sabine sammelt keine Steine, die Steine sammeln sie. Sie warten am Wegrand und im Garten. Viele liegen an der Seite, andere poltern mitten in den Weg. Manche hat Sabine aufgehoben und dann achtlos beiseite geworfen oder aber an einem besonderen Platz aufbewahrt. Über andere Steine ist sie konzentriert hinübergestiegen. Sabine ist über viele Steine gestolpert. Das sind die Steine, über die sie am wenigsten gerne spricht, denn es sind die Steine, die sie am meisten schmerzen. Da sind die spitzen Steine, die pieksen wie Nadeln oder bohren wie Nägel. Da sind die runden Steine, glatt geschliffen von den ewigen Wellen in Bächen, in Seen, im Meer. Sie sind ihr die liebsten, denn sie erzählen angenehme Geschichten von Lachen und Freude. Die meisten Steine, über die sie stolpert, sind nicht spitz und nicht rund. Diese Steine kommen in allen Formen, Größen und Farben. So ähnlich wie die Menschen. Ähnlich unberechenbar. Eine Reaktion herausfordernd. Sie lassen sich leichter zu einer Pyramide auftürmen als die ganz glatten, aber sicheren Halt geben sie nie. Steine können den Weg weisen und doch hat sich Sabine schon oft verlaufen, als sie einen Bogen um bedrohlich wirkende Steine machen wollte. Steine können im Verborgenen warten, bis sie gebraucht werden. Die Steine hören nicht auf, Sabine zu sammeln. Vor ein paar Jahren war Sabine auf dem Gipfel des Säntis . Dort sah sie die Farbe Schwarz beim Edelsteinorakel und damit gleichzeitig schwarz. Wenige Monate darauf starb ihr Vater. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

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