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AutorenbildDie Bootsoma

Selfpublishing: Buchsatz mit Atticus

Als die Bootsoma begann, Geschichten um die drei Bootsgeister zu bloggen, hatte sie vor allem ein Ziel: Sie wollte Kindern spannende Geschichten vorlesen, Piratengeschichten, Geschichten, die mit Schiffen, Meer und der Sehnsucht nach Abenteuer und fernen Ländern verbunden sind. Aus Spaß an der Freude am Lesen mit Kindern.

Aber dann kam eine Pandemie und eine andere Seite der Bootsoma trat in den Vordergrund: die Organisation ihrer Arbeit als digitale Nomadin.

Von Zeit zu Zeit stellt sie Tools vor, die fürs mobile Arbeiten allgemein und fürs Selfpublishing insbesondere interessant sind. Heute geht es um den Buchsatz.

Was ist Buchsatz?

Die Fäden für alle Schritte von der ersten Idee bis zum fertigen Buch oder E-Book selbst in der Hand zu behalten, ist genau das, was mir am Selfpublishing gefällt. Ich selbst entscheide, für welchen Schritt im Veröffentlichungsprozess ich einen Profi hinzuziehe. Covergrafik ist ein Bereich, den ich ganz sicher nicht selbst übernehmen werde.

Auch Buchsatz ist bei Profis in guten Händen. Und doch reizte mich die Vorstellung, mithilfe eines geeigneten Programms die Gestaltung des Buchinnern selbst zu übernehmen.

Zunächst noch einmal ein Schritt zurück: Was ist Buchsatz überhaupt? Natürlich geht es dabei nicht um den Satz in einem Text, sondern um das Setzen eines Textes, also um das Aussehen des Manuskripts innerhalb der Buchdeckel. Aus Laiensicht scheint das ganz einfach zu sein: In einem Buch gibt es mehrere Kapitel mit Überschriften und Fließtext. Und vielleicht noch ein paar Seiten für Impressum, Inhaltsverzeichnis, Vorwort, Nachwort, Anmerkungen, Illustrationen – Seiten mit ganz unterschiedlichen gestalterischen Anforderungen. Und am Ende sollen trotzdem alle Seiten und Kapitel zueinander passen, damit das Gesamtwerk wie aus einem Guss ist.

Buch- und Schriftsetzer leisteten früher sehr viel Handarbeit. In der digitalen Welt gibt es natürlich andere Möglichkeiten. Apple-User schwören auf Vellum. Eine Alternative für Windows ist Atticus.


Was ist Atticus?

  • Anfang Dezember gab es ein großes Update. Meine hier geschilderten Erfahrungen mit Atticus beziehen sich auf die Versionen von 2024 vor diesem Update.

  • Für das Programm zahlt man einmalig, zurzeit ist der Preis 147 Euro. Der Vorteil ist, dass man nicht an ein Abo gebunden ist, das Programm lebenslang nutzen kann und alle künftigen Updates im Kaufpreis enthalten sind.

  • Englischkenntnisse sind nötig, eine deutschsprachige Version des Programms gibt es nicht. Einen Einstieg ins Programm bietet diese erste Übersicht: https://www.atticus.io/quick-start-guide/

  • Atticus ist cloudbasiert, es lässt sich im Browser nutzen oder auf der Desktop-App. Ein Internetzugang während des Arbeitens ist nötig, damit alle Funktionen und vor allem das Autospeichern gelingen. Ein Minuspunkt für digitale Nomaden, aber mit ein wenig gutem Willen findet man einen Weg. Meiner sieht so aus: Formatierungsdinge erledige ich nur mit halbwegs stabilem Internet. Das reine Schreiben verlagere ich, soweit es geht, auf internetunabhängige Programme. Aber das Schöne beim Selfpublishing ist ja auch, dass ich beide Bereiche vermengen darf. Gerade bei Sachbüchern mit relativ vielen Garfikelementen finde ich es angenehm, direkt in Atticus zu schreiben und unmittelbar zu sehen, wie sich Text und Grafik in jedem einzelnen Kapitel verschieben. Welche Arbeitsweise am angenehmsten ist, folgt dem individuellen Empfinden. Ein bisschen Herumprobieren hilft, bevor man sich an das eine große Projekt wagt, das unbedingt zu einem bestimmten Datum fertig sein soll.

Denn wer Bücher schreibt, der weiß: Irgendwas ist immer: vom Schreibfehler über einen ungeplanten Zeilen- oder Seitenwechsel bis zu anderen Fehlern, die sich während des Entstehungsprozesses einschleichen können.


Was ist gelungen, wo hat's gehakt?

Im Jahr 2024 habe ich zwei Bücher mit Atticus gesetzt, ein reines E-Book Anfang des Jahres und Ende des Jahres ein Buch, bei dem ich mich auf die Printversion als Taschenbuch konzentriert habe, das aber auch als E-Book erschien.

Grundeinstellungen

Atticus bietet viele Möglichkeiten, die Grundeinstellungen zu formatieren, das ist sehr angenehm. Es gibt auch vorgefertigte Designs, die sich unmittelbar nutzen lassen oder die man nach eigenen Wünschen anpassen kann, sowohl was Schriftart und Schriftgröße betrifft als auch Bilder am Kapitelanfang oder Grafiken für Szenenwechsel. Das Gute am digitalen Arbeiten ist, dass man nach Herzenslust ausprobieren kann (sofern die Internetverbindung mitspielt!), was fürs eigene Projekt am besten passt. Alles lässt sich jederzeit verändern und anpassen, wenn man irgendwann merkt, dass eine Einstellung doch nicht passt.

Bilder und Grafiken

Problematisch war für mich die Sache mit den Kapitelbildern. Zum Thema Bildformate gibt es ebenso wie zu allen möglichen anderen Fragen ein Tutorial, und zwar hier: https://www.atticus.io/interior-book-images/

Mit dieser Erklärung und ein bisschen Herumprobieren gelang es mir zwar, ein Schema für meine Bildgrößen abzuleiten, aber zum Schluss musste ich für das Printbuch doch noch mal nacharbeiten. Denn was in der PDF-Vorschau gut ausgesehen hatte, saß letztlich in der Druckvorschau bei KDP nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Wo publizieren?

Stichwort KDP: Atticus ist nach eigenen Angaben optimiert fürs Veröffentlichen bei KDP, IngramSpark und allen gängigen Publishern. In anderen Worten: als englischsprachiges Programm spezialisiert auf den englischsprachigen Markt. Und genau das wurde zum Problem beim Veröffentlichen des reinen E-Books. Das wollte ich nämlich gerade nicht bei Amazon einstellen, sonderen via https://www.xinxii.com/ an die gängigen Distributoren liefern. Was mir erst klar wurde, nachdem die Fehlermeldung von XinXii kam: Atticus generiert eine Datei im Format epub3, der Vertrieb im deutschsprachigen Raum verlangt aber epub2. Lässt sich machen, muss man aber erst mal wissen.

Silbentrennung

Im Hauptberuf bin ich Lektorin und Korrektorin. Falsche Trennungen am Zeilenende nehme ich deshalb persönlich. Dass das mit den Trennungen in E-Books so eine Sache ist, hat sicherlich jede E-Book-Leserin schon mal bemerkt. Ist ja auch schwierig, die komplizierten deutschen Rechtschreibregeln so umzusetzen, dass sie für jedes Endgerät und jedes Bildschirmgröße passen. Anders beim gedruckten Buch: Da soll bitte schön die Worttrennung beim Zeilenwechsel passen.

Dieser Anspruch hat mich beim Setzen des Printbuchs tatsächlich lange aufgehalten. Denn natürlich kann ich als Autorin umformulieren und damit beeinflussen, an welcher Stelle auf der Seite ein falsch getrenntes oder nicht trennbares Wort auftaucht. Aber ihr ahnt es schon: Das Verschieben des Texts löst natürlich nicht das grundlegende Problem, es wird nur verlagert. Das ursprünglich falsche getrennte Wort ist dann richtig, dafür wird ein anderes falsch getrennt.

Im Endspurt vor der Veröffentlichung war mein Kopf nicht mehr ganz klar, deshalb dauerte es eine Weile, bis mir der sinnvollste Umgang mit diesem Problem einfiel: Ich habe das in Atticus fertige Manuskript als Druck-PDF exportiert und bin die Datei dann mit meinem PDF-Programm https://www.softmaker.de/shop/flexipdf Seite für Seite durchgegangen, um falsche Trennungen zu finden und n FlexiPDF zu verbessern.

Wenn jemand eine elegantere Lösung für dieses Problem kennt, dann bitte her damit, ich würde mich sehr freuen. :)

Mein Fazit

Ich werde weiter mit Atticus arbeiten. Einarbeitungszeit ist nötig, lohnt sich meiner Meinung nach aber. Natürlich ersetzt das Programm letztlich keine professionellen Setzer*innen, hilft aber im Selfpublishing, die Kosten im Griff zu halten.





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