Segelausflug: Heike geht segeln
- Die Bootsoma

- vor 5 Tagen
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Aktualisiert: vor 4 Tagen
In der Vorweihnachtszeit sind die Wichtel besonders aktiv. Das gilt selbstredend auch für die Blogwichtel im Netzwerk Texttreff.de. Das Bloggeschenk für die Bootsoma hat Heike Baller beigesteuert. Allerherzlichsten Dank für diese schöne Segelgeschichte!
Die Autorin des Blogbeitrags: Heike Baller
Heike Baller liest und liest und liest vor - das ist das Motto ihres Bücherblogs Kölner Leselust. Hier bespricht sie Bücher, stellt gemeinfreie und eigene Gedichte vor und bietet literarische Vorträge zu verschiedenen Themen an – im Jahr 2025 hat sie beispielsweise je einen zu Mascha Kaléko und Erika Mann erarbeitet.

Heike ging mal segeln – ein Mal!
Ich bin eine Wasserratte – von klein auf und lieber unter als über Wasser. Das allerdings nur „so“, ohne Ausrüstung, die mir längeres Tauchen erlauben würde.
Familienurlaub in meiner Jugend: immer mit Wasserzugang. Die See oder der See. Schwimmbad habe ich im Sommer besucht oder im Schulunterricht. Ansonsten fühl ich mich da nicht zu Hause.
Im Sommer 1977, kurz vor Elvis’ Tod, waren wir an der Schlei, ziemlich zur Ostsee hin: Eltern, Großmutter, eine ältere Cousine und ich. Ein großes Grundstück mit verschiedenen Ferienwohnungen. Kinder und Jugendliche in rauen Mengen tobten übers Gelände, schwammen in der Bucht davor. Der Vermieter bot auch ein Segelbötchen zu mieten an. Eine Familie hatte ebenfalls einen Cousin dabei, aus Österreich. Der wollte segeln gehn. Ein hübscher Junge – mein Teenie-Herz flog ihm zu; also wollte ich mit. Zuletzt waren wir zu viert: Sein älterer Cousin (schon richtig erwachsen, ein Student), meine Cousine, er und ich. Es musste ein Erwachsener dabei sein – deshalb besagter Student.
In mittleren Teeniejahren setzte ich also erstmals meinen Fuß auf ein Boot, das sich nicht wie die Kutter auf der Ostsee, auf denen mein Vater zum Hochseeangeln rausfuhr, mittels Motor, sondern mittels Wind bewegen sollte. Unter tätiger Mithilfe der „Besatzung“. Weder meine Cousine noch ich hatten auch nur einen Hauch von Ahnung – und bewunderten die Jungen sehr! Segel setzen? Wir staunten. Nur so eine Ruderpinne, um zu lenken? Wahnsinn!
Bis wir aus der Hausbucht raus waren, dauerte es ein Weilchen, wegen zwar schwacher, aber widriger Winde – also aus der falschen Richtung. Doch endlich gewannen wir offenes Wasser und segelten die Schlei hinauf. Am Ufer sahen wir viel Grün, Häuser und Dörfer und Anlegestellen. Unter anderem auch die Kirche, in der die vielen Votivschiffe von der Decken hängen. Oder war es doch eine andere? Waren wir wirklich bis hinter Kappeln gelangt? Ich weiß es heute nicht mehr.

Es segelte sich gut und so bekamen wir Mädchen ersten Segelunterricht. Wir durften die Ruderpinne halten. Beim Ruf „Re“, so erinnere ich mich, durften wir das Focksegel umsetzen. Ob ich mich an all die Begriffe noch richtig erinnere, weiß ich gar nicht. Auf dem Rückweg wurde dann gekreuzt. Also sehr oft das Focksegel umgesetzt. Wir hatten zu tun und kamen heil und pünktlich – das war den Eltern sehr wichtig! – wieder an. Es war beeindruckend gewesen. Und ein Junge, der so was kann, der hat schon was. Wir blieben im Briefkontakt – für ein paar: Wochen.
Wenn das jetzt so toll war: Warum bin ich nicht dabei geblieben? Fürs Segeln braucht es eine Ausbildung. Das war in meiner Heimat und sozialen Umgebung nicht üblich. Und letzten Endes bin ich halt lieber im und am allerliebsten unter Wasser – bis heute.





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