Also mit durchdachter Ausrichtung, Positionierung, SEO und Branding wird das nichts in diesem Blog. Gut so, hier darf ich schreiben, was ich will. Perfektionixmus heißt, Regina Kainz sei Dank, mein neues Motto. Ihr habe ich auch zu verdanken, dass ich ein mir bisher unbekanntes Gedicht kennengelernt habe.

Ithaka
von Konstantinos Kavafis (Quelle: https://griechischohnegrenzen.com/konstantinos-kavafis-ithaka/)
Brichst du auf gen Ithaka,
wünsch dir eine lange Fahrt,
voller Abenteuer und Erkenntnisse.
Die Lästrygonen und Zyklopen,
den zornigen Poseidon fürchte nicht,
solcherlei wirst du auf deiner Fahrt nie finden,
wenn dein Denken hochgespannt, wenn edle
Regung deinen Geist und Körper anrührt.
Den Lästrygonen und Zyklopen,
dem wütenden Poseidon wirst du nicht begegnen,
falls du sie nicht in deiner Seele mit dir trägst,
falls deine Seele sie nicht vor dir aufbaut.
Wünsch dir eine lange Fahrt.
Der Sommermorgen möchten viele sein,
da du, mit welcher Freude und Zufriedenheit!
In nie zuvor gesehene Häfen einfährst;
Halte ein bei Handelsplätzen der Phönizier
Und erwirb die schönen Waren,
Perlmutter und Korallen, Bernstein, Ebenholz
Und erregende Essenzen aller Art,
so reichlich du vermagst, erregende Essenzen,
besuche viele Städte in Ägypten,
damit du von den Eingeweihten lernst und wieder lernst.
Immer halte Ithaka im Sinn.
Dort anzukommen ist dir vorbestimmt.
Doch beeile nur nicht deine Reise.
Besser ist, sie dauere viele Jahre;
Und alt geworden lege auf der Insel an,
reich an dem, was du auf deiner Fahrt gewannst,
und hoffe nicht, dass Ithaka dir Reichtum gäbe.
Ithaka gab dir die schöne Reise.
Du wärest ohne es nicht auf die Fahrt gegangen.
Nun hat es dir nicht mehr zu geben.
Auch wenn es sich dir ärmlich zeigt, Ithaka betrog dich nicht.
So weise, wie du wurdest, in solchem Maße erfahren,
wirst du ohnedies verstanden haben, was die Ithakas bedeuten.
Woran orientieren
Natürlich spricht ein Gedicht über einen Seefahrer, über Odysseus, den wohl berühmtesten Seefahrer der Literaturgeschichte, mich als Bootsoma an. Auf ähnlichen Meereswegen wie er bin ich unterwegs. Eine Suchende immer. Mein Ziel heißt nicht Ithaka, aber auch mein Ziel gibt mir eine schöne Reise, eine lange Fahrt.
Wohin sie führt? Ich habe meine Gründe, diesen Beitrag in der Kategorie Pharos zu veröffentlichen. Denn auch wenn die Irrwege des Lebens immer dazwischenfunken, ist – auf dem Meer mehr als anderswo – Orientierung nötig. Ein Licht in der Dunkelheit, ein Licht der Hoffnung, ein Fixpunkt auf dem langen Weg, ein Ansteuerungspunkt.
Jeder Mensch braucht sein eigenes Ithaka. Ich bin mir nicht sicher, ob ich meines gefunden habe. Aber ich wünsche allen, dass das persönliche Ithaka nicht trügt.
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