Wie könnte eine Bootsoma widerstehen, wenn ein Blog mit dem klingenden Namen Meeresträumerinnen zum Schreiben aufruft? Eben. Das Projekt, im Jahr 2023 jede Woche einen Beitrag zu schreiben, passt gut in meine Jahrespläne, die da lauten: mehr an eigenen Projekten schreiben. 52 Texte in einem ganzen Jahr, das sollte selbst ich hinbekommen. Die Wochen und Monate werden es zeigen.
Als Bootsoma liegt es mir fern, so etwas Schickes wie Microfiction zu schreiben. Lyrik? Hm, auch nicht ganz mein Fall. Herausgekommen ist in der ersten Woche des Jahres etwas, das die Oma Skizze nennt. Bitte sehr, hier ist der Text.
Die Luftmatratze
Max lehnt sich wohlig zurück und sieht sich um. Sein Blick streift die Korallen im Hintergrund und fällt auf den Schwarm kleiner Fische, der um sie herumschwimmt. Seeanemonen wiegen sich in den Wellen. Ein Delfin streckt ihm die Flosse entgegen. „Komm, komm in unser Reich“, singt er. Max ist verblüfft: Können Delfine singen?
„Hold your breath and count to ten“*, lockt eine weibliche Stimme.
„Hör nicht auf sie, komm mit mir!“ Der Delfin wirkt entschlossen und verpasst Max eine Breitseite mit seiner Schwanzflosse.
„So overdue, I owe them.“* Während die Frauenstimme lauter wird, kippt Max zur Seite. Er überlegt: Wie war das mit Schwerkraft unter Wasser? Der Delfin ist aus seinem Blickfeld verschwunden, überhaupt wird es immer dunkler um ihn herum.
„For this is the end.“*
Das war es dann wohl, denkt Max und versinkt in unendlicher Schwärze. Er fällt und sinkt und fällt – bis er die Augen weit aufreißt, weil er eine Richtungsänderung fühlt. Er fällt nicht mehr, er schwebt. Hat er es geschafft, ist er in die andere Welt gelangt? Die Welt der körperlosen Wesen, der Schwerelosigkeit, der unendlichen Weite? Die Welt ohne kleine Geschwister?
„Aua“, schreit Max. Von Schwerelosigkeit hat der Ball, der seinen Kopf getroffen hat, offensichtlich noch nichts gehört.
„Platsch“, macht sein Körper, als er von der Luftmatratze rutscht.
„Du Spielverderber“, ruft ihm seine Schwester zu.
Der Delfin streckt ihm die Flosse entgegen.
* Zitate aus „Skyfall“ von Adele & Paul Epworth, 2012
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