#52in23 Woche 8 der Schreibchallenge im Jahr 2023
Dieser Blogbeitrag fängt gut an, er macht seiner Überschrift alle Ehre. Das Bild zum Beitrag hochzuladen, ergibt nämlich auch nach wiederholten Versuch nichts als eine Fehlermeldung. Ein Platzhalter füllt deshalb die Lücke.

8. Die miserabelste Geschichte der Welt
Jede Woche nimmt Bea neuen Anlauf, Woche für Woche greift sie zu Stift und Notizbuch. Ihr Ziel: Sie möchte die perfekte Geschichte schreiben, mindestens aber eine berühmte Schriftstellerin werden. Leider geht immer etwas schief bei diesem genialen Plan. Bea weiß, dass sie ihre Geschichten überarbeiten muss. Lektorat heißt so etwas meistens, Bea vertraut stattdessen ihrer inneren Kritikerin.
Kennt ihr eine Bestsellerautorin mit dem Vornamen Bea? Eben. Etwas läuft schief bei Beas löblichem Vorhaben. Sehen wir ihr doch einmal beim Schreiben über die Schulter.
Zunächst legt Bea ihr Arbeitszeug bereit. Der Stift, den sie in die rechte Hand nimmt, liegt schon auf dem Tisch, an den sie sich gesetzt hat. Es ist ein ganz gewöhnlicher Tisch, rechteckig, mit einer abgenutzten Platte, von der niemand sagen kann, ob sie aus Holz oder aus Kunststoff ist. Der Stuhl, auf dem sie sitzt, ist mindestens genauso alt und womöglich noch weniger bemerkenswert. Ein Stuhl wie jeder andere, nicht sonderlich bequem aussehend und deshalb perfekt zum Schreiben. Wer auf einem solchen Stuhl sitzt, konzentriert sich auf seine Arbeit und verschwendet keine Gedanken ans Prokrastinieren.
Der gelbe Stift ist ein Bleistift mit weicher Mine, gut angespitzt und offenbar sorgfältig ausgesucht und gepflegt. Auf seinem Ende sitzt ein kleiner roter Radiergummi – ein aus der Zeit gefallener Gegenstand.
Aber dann nimmt Bea langsam und sorgfältig ein Notizbuch aus der Schublade unter der Tischplatte. Das Notizbuch hat einen festen Einband, was deutlich zu sehen ist, als Bea es auf der Seite öffnet, die durch das eingelegte Bändchen markiert ist. Den Einband zieren Blumen und Blümchen. Bunte Blumen, farbenfroh und fröhlich. Beas innere Kritikerin weiß, dass das Schreibzeug perfekt ist.
Bea schreibt sofort drauflos. Auf dem Stift mit dem Radiergummi-Ende macht Herumkauen so wenig Spaß wie das Herumlümmeln auf dem harten Stuhl. Also geht es offenbar direkt zur Sache. Bea schreibt Wort für Wort, Satz für Satz, Zeile für Zeile. Worüber, das weiß nur sie. Das Schreiben geht etwa zehn Minuten lang reibungslos weiter. Dann zuckt sie zusammen, liest den zuletzt geschriebenen Satz noch einmal, den Satz davor, alle Zeilen.
Was ist passiert? Wir wissen es nicht. Zu befürchten ist, dass die innere Kritikerin aus ihrem Dämmerschlaf erwacht ist und angefangen hat, Bea eine Standpauke zu halten.
Das traurige Ergebnis: Die Welt wartet weiter auf die perfekte Geschichte.

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